Endlich wieder kicken! Wie Sportvereine langsam starten

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Trier/Daun/Wittlich „Ich fand das nicht so schön“, sagt der 13-jährige Konstantin aus Daun zu den vergangenen Wochen. Dabei hat er – anders als viele andere Kinder – drei Geschwister mit denen er spielen kann. „Aber Kinder brauchen auch andere Spielpartner außerhalb der Familie“, findet seine Mutter Christine Kainz-Schmied.

Die Familie habe die Zeit mit Radtouren und Wandern überbrückt. Das Fußballtraining kann das für Konstantin allerdings nicht ersetzen. Auf nichts freue er sich mehr, als darauf, seine Freunde endlich wiederzusehen und wieder zu kicken.

So wie Konstantin geht es vielen. Mehr als 700 Kinder und Jugendliche trainieren wie er im Tus 05 Daun, dessen Vorsitzender Frank Wieber froh ist, dass es nun peu à peu wieder los geht. „Die haben Pfeffer im Hintern. Die wollen raus“, sagt der Vereins-Chef und vierfache Großvater über die jungen Sportler. Zu den ersten, die sich wieder auf den Platz wagen durften, zählten die Tennisspieler. Auch Boccia sei bereits wieder geöffnet. Und die Schwimmer machen Lauftraining.

Noch sind alle Hallen und Sportplätze zu. Allerdings hofft Wieber, dass Tischtennis- und Fußballtraining schon bald wieder starten können.

Vorausetzung sei, dass die Verbandsgemeinde auch die Toilettengebäude freigebe. Schließlich werden die Sportler sich als erstes die Hände waschen und desinfizieren müssen.

Duschen und umkleiden ist vor Ort hingegen tabu. Das soll man zu Hause machen. Ein Mindestabstand von 1,5 Metern ist hingegen Pflicht. Aber wie sollen Fußball-Zweikämpfe um das runde Leder so funktionieren?

„Die finden überhaupt nicht statt“, erklärt Wieber. Denn Wettkampfsport bleibt verboten. Er ist aktuell nur im Spitzen- und Profisport möglich – und auch da nur unter Auflagen. Spiele wird es in Daun also vorerst keine geben, dafür aber Technik- und Konditionstraining, Ballwechsel, Slalomläufe und jede Menge Torschüsse.

Der Verein hat für all seine Gruppen inzwischen Desinfektionsmittel und Papierhandtücher besorgt und bereitet Hygienekonzepte vor, um startklar zu sein, sobald es losgehen darf.

Laut Landesverordnung dürfen Sporthallen am 27. Mai wieder öffnen. „Wir müssen jedem Sportler klar machen, dass er sich an die Regeln halten muss – sonst muss er aussetzen“, sagt Wieber, für den der Neustart eine große Verantwortung mit sich bringt.

Diese Verantwortung fühlt auch Claudia Pütz, Geschäftsführerin des Polizeisportvereins Wengerohr, bei dem 2500 Menschen Sport treiben (davon sind 1900 Mitglieder und 600 Reha-, Kurs- und Workshopteilnehmer).

Das Thema Kinder- und Jugendsport bleibe in Wittlich vorerst hinten angestellt. „Wir wissen nicht, wie wir die Hygieneanforderungen logistisch mit den großen Kindergruppen umgesetzt bekommen“, sagt Pütz. Zumal Sport ja auch in der Schule noch tabu sei und das Innenministerium die Wittlicher Polizei-Sportplätze noch gar nicht freigegeben habe.

Daher teste man zunächst im Outdoor-Sport, wie es in kleinen Gruppen bei den Erwachsenen funktioniere. Aerobic, Ganzkörpertraining oder Inline-Skating finden bereits wieder statt. Auch Reha- und Lungensport werden nun ins Freie verlegt.

„Die, die kommen, verhalten sich sehr besonnen und achtsam“, sagt Pütz lobend. Manche Sportarten werden hingegen so schnell nicht möglich sein wie Kampfsport oder Volleyball. Statt Judo könne man mit Jugendlichen aber zunächst auch draußen Fitnesstraining machen – um ihnen wieder ein Gefühl von Bewegung zu geben. Nach Wochen, in denen nichts war, wie sonst.

„Zum Glück leben wir hier auf dem Land wie Gott in Frankreich“, sagt Wieber. So konnte Wandern und Radfahren während der Corona-Krise zumindest einen kleinen Ersatz für Fußball & Co. bieten.

Korrektur: In einer früheren Version des Textes hieß es, der Verein habe 2500 Mitglieder. Richtig ist: Er hat 2500 Sporttreibende, darunter 1900 Mitglieder. Bogenschießen ist derzeit noch nicht möglich. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.

Quelle: TRIERISCHER VOLKSFREUND