Übungen für zu Hause
19. April 2021Heimat Krankenkasse und Polizei-SV Wengerohr – zwei starke Partner vor Ort
10. Mai 2021Region TV-Umfrage in der Region: Bestandsangst regiert nicht unter den Clubs. Doch die Sehnsucht nach Lockerungen ist immens – gepaart mit Forderungen an Politik und Verbände.
15 Monate Corona-Pandemie zehren auch an den Sportvereinen. Geschlossene Anlagen, keine Sportangebote, hohe Auflagen, Austritte – die Clubs haben an vielen Ecken zu kämpfen. Wie ist die Lage vor Ort bei den größten Vereinen in der Region Trier? Und was erhoffen sie sich für den ersehnten Neustart? Der TV hat sich umgehört.
Mitglieder: Die Vereine verzeichnen einen Rückgang der Mitglieder, gleichzeitig halten viele Sportler ihrem Club die Treue.
Bei der TG Konz beispielsweise sind nach Auskunft des Vorsitzenden Hans-Joachim Schalm rund zehn Prozent der Mitglieder ausgetreten: „Sportaffinität und Inaktivität beißen sich einfach.“
In ähnlichen Dimensionen bewegen sich die Zahlen beim PST Trier, der nach Auskunft von Geschäftsführerin Hiltrud Schilz vor der Corona-Krise 3300 Mitglieder zählte. Aktuell sind es noch 3000. Vor allem der im November 2020 begonnene Lockdown habe den Verein hart getroffen. Schilz: „Leider haben uns viele Mitglieder im Kinder- und Jugendbereich verlassen, aber auch Ältere und chronisch Kranke – auch, weil sie Angst vor einer Ansteckung hatten, was wir als zertifizierter, seniorenfreundlicher Sportverein natürlich sehr bedauern. Auch unsere Mannschaftssport- und Kontaktsportarten leiden unter den strikten Einschränkungen. Auch hier gibt es rückläufige Mitgliederzahlen. Zu den Kündigungen kommen die fehlenden Neuanmeldungen, da wir kaum Sport anbieten durften.“
Der FSV Trier-Tarforst ist mit der Mitgliedersituation laut des Vorsitzenden Werner Gorges „nicht unzufrieden“: „Der Rückgang von knapp 80 Mitgliedern auf 1422 Mitglieder im Jahr 2020 ist auf die deutlich gesunkene Anzahl an Neuanmeldungen zurückzuführen.“ Beim TV Bitburg wird der Mitgliederrückgang auf weniger als neun Prozent beziffert. „Ich gehe aber davon aus, dass sich diese Situation wieder ändern wird, wenn ein normaler Sportbetrieb stattfinden kann“, sagt der Vorsitzende Thomas Elgass.
Ähnlich das Bild beim PSV Wengerohr: „Da kein Sportbetrieb (bis auf Reha-Sport in Präsenz und Online-Sport) möglich ist, haben wir leider viele Mitglieder verloren beziehungsweise auch keine Neuen dazu gewinnen können“, vermeldet Geschäftsführerin Claudia Pütz.
Finanzen: Bestandsangst regiert nicht, dennoch gibt es zuweilen große Herausforderungen. So ist aus Sicht von Hans-Joachim Schalm von der TG Konz demnächst für eine Überbrückungszeit eine finanzielle Anstrengung aufzubringen – „wenn wir mit einer geringeren Mitgliederzahl, sprich weniger Beitragseinnahmen, wieder starten, wohingegen die Personalkosten wie zuvor anfallen“.
Bei den meisten Vereinen halten sich die finanziellen Auswirkungen aufgrund einer ehrenamtlichen Personalstruktur in Grenzen. Aber es gibt andere laufende Kosten, wie Frank Wieber, Vorsitzender des TuS Daun, beispielhaft darstellt: Er nennt Ausgaben etwa für Versicherungen für die rund 1300 Mitglieder, für die Unterhaltung von Vereinsheimen, den Kauf von Sportausstattungen oder Renovierungen von vereinseigenen Sportstätten. Wieber: „Hier sind auch während Corona in nicht unerheblichem Maße Zahlungen fällig.“ Ein Plus – nicht nur in der Vulkaneifel: Sponsoren und Werbepartner halten den Vereinen so gut es geht die Stange. Und die meisten Mitglieder sehen ihre Beiträge auch in der angebotslosen Zeit für den Fortbestand ,ihres‘ Vereins gut angelegt.
Beim PST Trier gehen die finanziellen Belastungen laut Geschäftsführerin Schilz vor allem aufgrund des Mitgliederschwunds in den fünfstelligen Euro-Bereich: „Der PST beschäftigt hauptamtliche Mitarbeiter, hat vereinseigene Sportstätten, hier fallen regelmäßige Kosten an, auch wenn kein Sport stattfindet. Wir hauptamtlich Beschäftigten mussten zeitweise in die Kurzarbeit wechseln.“
Laut Schilz ist aber auch der soziale Aspekt nicht zu unterschätzen: „Kinder treffen ihre Freunde aus dem Sport nicht mehr; Ältere, die es gewohnt sind, mit einer festen Gruppe zu trainieren, fühlen sich einsam und isoliert. Viele Mitglieder berichten uns auch von körperlichen Beschwerden, die durch das fehlende Training wieder aufgetreten sind, von Schmerzen, die sie bei regelmäßigem Training nicht hatten.“
Der PSV Wengerohr (aktuell knapp 1600 Mitglieder sowie rund 300 Reha-Sportteilnehmer) profitiert laut Geschäftsführerin Pütz momentan von Reserven: „Unser Verein hatte in den Jahren zuvor einen sehr guten Zulauf.“ Aber: Das hauptamtliche Personal ist laut Pütz seit 12. April in Kurzarbeit. Immerhin: Größere Schäden erwartet der Verein nicht. Pütz: „Mit dem Reha-Sport als Dienstleistungsangebot (27 Gruppen) haben wir planbare Einnahmen, die zur Kostendeckung mit beitragen, was allerdings nur ein Drittel des Gesamthaushaltes ausmacht.“
Auch dem FSV Trier-Tarforst machen die Auflagen weiterhin sehr zu schaffen. Vereinschef Werner Gorges rechnet vor: „Neben den fehlenden Einnahmen aus den laufenden Spielbetrieben sind 80 Prozent unserer Wintersaison (Oktober bis April) im Sportzentrum Tarforst (Badminton, Squash, Tennis sowie Kurswesen) ausgefallen. Hier reden wir von monatlichen Umsätzen in Höhe von rund 30 000 Euro. Darüber hinaus ist dem Sportzentrum eine verpachtete Gastronomie angeschlossen, welche natürlich auch stark unter den Corona-bedingten Auflagen leidet. Von daher ist und bleibt die finanzielle Situation nicht leicht beziehungsweise unsicher.“
Beim SK Prüm ist der Mitgliederschwund nach Auskunft des zweiten Vorsitzenden Udo Baur überschaubar. Die finanziellen Einbußen seien dennoch enorm: „Im sportlichen Bereich fehlen uns die Kursgebühren und die Einnahmen aus der Bewirtung bei Sportfesten oder Veranstaltungen in der Halle, insbesondere bei den Handballspielen. Nachdem wir bereits seit dem letzten Frühjahr und Sommer auf die Öffnung unsere Skihütte verzichten mussten, traf uns die Schließung in diesem schneereichen Winter abermals besonders hart. Es hätte von der Schneelage her eine perfekte Wintersaison werden können.“
Neustart: Die Vereine stehen in den Startlöchern. Ganz wichtig aus Sicht von Marco Hausen, Vorsitzender des TuS Fortuna Saarburg: Mit dem Wiedereinstieg können die Mitglieder wieder begeistert werden. Das Ziel laute: „Alte“ zurückholen, „Neue“ gewinnen. Das gelte für Mitglieder als auch für Funktionäre und Trainer.
Aus Sicht von TG-Konz-Chef Schalm braucht es einen richtigen Befreiungsschlag: „Die mit den diversen ,Lockerungen‘ einhergehenden Auflagen kommen geradezu einem Fortbestehen des Stillstands gleich. 40 Quadratmeter Fläche pro Person, tagesaktuelle Testpflicht für Sporttreibende und Übungsleitung sind organisatorisch und wirtschaftlich nicht vertretbar.“
Auch der PST Trier hofft, dass die Menschen wieder Lust auf Sport und auf Gemeinschaft im Sportverein haben. Doch auch Sorge schwingt mit. Schilz: „Wir befürchten, dass die lange sportfreie Zeit dazu führt, dass Menschen nicht mehr zu unserem Verein zurückkehren, dass lang bestehende Gruppen zerfallen, dass Menschen weniger gesund sind, ein schlechteres Immunsystem haben, vielleicht gar nicht mehr mit Sport weitermachen werden, auch nicht nach der Pandemie. Dies wird dann auch zu einer stärkeren Belastung des Gesundheitssystems führen.“
Der FSV Trier-Tarforst sieht sich für die Zukunft gut gerüstet. Der Vorsitzende Werner Gorges: „Wir haben die Zeit sinnvoll genutzt und sogar ein neues und kostenintensives Vereinsprojekt, den Bau eines neuen Kleinspielfelds für unsere jungen Fußballer und das Kurswesen auf den Weg gebracht. Auch durften wir in dieser Zeit sehr viel dazu lernen, vor allem was das Thema Digitalisierung angeht.“
Thomas Elgass, Chef des TV Bitburg, schreibt vor allem den Trainern und Übungsleitern eine Schlüsselrolle zu: „Ich glaube, dass auf sie eine große Aufgabe zukommt, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich, die Sportler und Sportlerinnen wieder auf den physischen Stand zu bringen, den sie vor der Pandemie hatten.“
Forderungen an Politik und Verbände: Welche Unterstützung wünschen sich die Vereine? Fortuna-Chef Hausen fände eine Art Marketing-Kampagne sinnvoll – um das „Vereinsleben im Generellen“ zu bewerben. Hans-Joachim Schalm von der TG Konz fordert, dass Fördermittel für Maßnahmen und Beschaffungen, die zurückgestellt werden mussten, bereitwillig zur Verfügung gestellt werden.
Aus Sicht von Dauns Clubchef Wieber, der auf die Erfahrung aus fast 30 Jahren in der Vereinsführung zurückblickt, müssen Politik, Kommunen und Sportverbände den Stellenwert des Sports für die Gesellschaft „zwingend höher einordnen“. Sein Appell: „Der Sport sieht sich als Partner der Politik, der aktiv unterstützt werden muss. Er darf nicht, wie meist praktiziert, als ein Bittsteller von vielen gesehen werden. Ohne den Vereins-/Amateursport würde eine der tragenden Säulen der Gesellschaft fehlen.“
In dieselbe Kerbe schlägt Günter Wagner, Vorsitzender des SFG Bernkastel-Kues: „Ich habe so den Eindruck, dass die Politik den Sport als Problem der Pandemie sieht. Namhafte Sportwissenschaftler, Sportmediziner (allen voran Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule in Köln) und auch Psychologen sehen das genau anders und argumentieren, dass die Ausübung der sportlichen Aktivitäten nicht nur einen sehr großen und wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit darstellt, sondern auch für das gesellschaftliche Miteinander von großer Bedeutung ist. Dieser Fakt wird offensichtlich nicht vehement genug von den Verbänden in die Politik transportiert.“
Das müsse sich auch monetär auszahlen, findet Udo Baur vom SK Prüm: „Es wird immer das Ehrenamt gefeiert, aber an der Basis krebsen viele Vereine am Existenzminimum herum.“
Claudia Pütz vom PSV Wengerohr wünscht sich klarere Corona-Informationen für die Vereine: „Es wäre sehr hilfreich, wenn die Vorgaben klar und deutlich festgelegt und kommuniziert werden könnten. Es kann nicht sein, dass in Verordnungen Vorgaben für den Sport gemacht werden, die dann durch andere Paragrafen aus der gleichen Verordnung wieder ,aufgehoben‘ werden.“