Tagebuch der Ferienfreizeit Lenste 2019
16. Juli 2019Rückblick: Ferien am Ort 2019
18. Juli 2019Wittlich. Auf der Matte stehen immer zwei Menschen und beide haben immer ein Ziel. Jeder will gegen den anderen gewinnen. Und nach dem Sieg, einen weiteren. So lange, bis man im Finale steht bzw. ganz oben auf dem Treppchen. Aber noch ist es noch nicht so weit, bis man sich messen kann. Bevor es losgeht, steht man an der Seite der Matte. Der eine ist mehr, der andere weniger nervös. Der eine angespannt, der andere entspannt. Man wartet, bis der Schiedsrichter mit den Armen das Signal zum Betreten der Kampffläche gibt. Die Spannung steigt, es geht los. Ein kurzes Grüßen mit zwei sich leicht treffenden Fäusten in der Mitte der Matte. Dann kommt das lang ersehnte Kommando des Kampfrichters: „Combate“ (gespr. „kom-bä-dsche“ und steht im Portugiesischem für „Kämpft!“) oder „Fight“ (engl. „Kämpft!“). Nun muss jeder seinen Gegner zunächst mit einer geeigneten Wurftechnik zu Boden zu bringen und danach mit Techniken bzw. bestimmten Positionen Punkte sammeln. Oder so gut sein, dass durch eine Hebel- oder Würgetechnik der andere aufgibt. Würgen und Hebeln klingt rabiat, ist es aber nicht, wenn es kontrolliert erfolgt. Und wenn der Druck steigt und es zu unangenehm wird, dann gibt der Gegner freiwillig und damit vorzeitig auf. Hier wird nie der Gegner verletzt. Man will ja schließlich auch morgen noch miteinander kämpfen oder trainieren können. Das Aufgeben erfolgt durch das sogenannte „Tappen!“ – man klopft mind. zweimal hintereinander auf dem Gegner oder der Matte ab. Sollte nach Ablauf der Kampfzeit noch kein Sieger feststehen, beendet das Kommando „Parou!“ (portug. „Stopp!“) oder „Stop!“ den Kampf. Dann ist derjenige der Sieger, der die meisten Punkte mit seinen durchgeführten Techniken gesammelt hat. Und das ist nicht so einfach, wie es aussieht. Das ist wie Schachspielen, nur mit Händen, Füßen, Oberkörper usw.! Ohne Kopfarbeit, kein Sieg. Und wenn man oben auf dem Treppchen steht, ist das ein unbeschreiblich tolles Gefühl!
Am 30. März wurde vom Ju-Jutsu Verband Rheinland-Pfalz e.V. (JJVRP e.V.) in Zusammenarbeit mit der Coppa Brazilian Jiu Jitus Association (PSV Wengerohr e.V./Abtl. Ju-Jutsu) und dem Verein Jiu Jitsu Fusegi Kröv zum ersten Mal die Offene Rheinland-Pfalz Meisterschaft im Brazilian Jiu Jitsu (auch in der Kurzform BJJ genannt) im Eventum in Wittlich ausgetragen. Ziel der Veranstaltung war es, nicht nur für die in Deutschland noch wenig bekannte Sportart zu werben, sondern vor allem dem Nachwuchs eine Chance zu geben, Wettkampfluft zu schnuppern. So kamen aus ganz Rheinland-Pfalz viele junge Athleten vom sechsten Lebensjahr bis hin zum Erwachsenenalter zusammen, um sich auf der Matte in Ihrem Können zu messen. Dabei versteht sich, dass für die Chancengleichheit immer nur jede Altersklasse und Gewichtsklasse gegeneinander angetreten ist.
Beim Brazilian Jiu Jitsu für Kinder geht es vorrangig darum, den Spaß am Sport und somit der Bewegung zu vermitteln. Im Training werden die Kleinen mit altersgerechten Spiel- und Übungsformen an das kontrollierte Raufen herangeführt. Beim spielerischen Kräftemessen lernen die Kinder den verantwortungsbewußten Umgang mit ihrem eigenen Körper sowie miteinander, aber auch sich in einer körperlichen Auseinandersetzung außerhalb der Sporthalle kontrolliert zu behaupten. BJJ ist eine Kampfkunst, die darauf spezialisiert ist, den Gegner am Boden zu besiegen. Die im Training vermittelten Konzepte befähigen die Sportler dazu, dass nicht nur rohe Kraft über den Sieg entscheidet, sondern vielmehr der Einsatz von sauber ausgeführten Techniken. So kann sich auch ein vermeintlich schwächeres und leichteres Opfer mit BJJ Training, oft gegen einen stärkeren oder schwereren Gegner ohne Kampfsportkenntnisse zur Wehr setzen. In der Selbstverteidigung versucht man in der Regel nie in die Bodenlage zu gelangen, weil einem sehr viele Handlungs- und damit Verteidigungsmöglichkeiten genommen werden. Ist ein Kampf allerdings mal dort angelangt, so ist es wichtig, sich dort schnell, kontrolliert und mit optimaler Eigensicherung aus der gefährlichen Lage zu befreien oder Gegner zur Eigensicherung festzulegen.
Der Bodenkampf ist für den Körper besonders anspruchsvoll, weil alle Körperglieder gut koordiniert zusammenarbeiten müssen, der gesamte Körper und damit sehr viele Muskelgruppen hier beansprucht werden. Wer seine erste Trainingseinheit hinter sich gebracht hat, bei dem werden sich am nächsten Tag einige Muskeln bemerkbar machen, die ihm vorher völlig unbekannt erschienen. Und diese Defizite können mit viel Spaß und Freude beim BJJ abgebaut werden. Kommt in Wittlich beim PSV Wengerohr vorbei und macht einfach mal ein kostenloses Training mit – Ihr werdet sehen, auch Euch wird das BJJ in Euren Bann ziehen.
Bei den Meisterschaften haben 92 Teilnehmer in Wittlich um einen Titel gekämpft! Teambewertung: 1. Team Matrix Kaiserslautern 2. Martial Arts Dietz 3. Independent Ju Jitsu Boppard
Gleichzeitig fanden in dieser Sportart die ersten integrierten Para Meisterschaften.
Text: Felix Adler, Dennis Buttler und Juan de la Fuente
Fotos: dlf