Vereinsvertreter stehen in den Startlöchern

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Wittlich/Bernkastel-Kues/Morbach Handball, Judo, Schwimmen – diese und andere Sportarten im Verein auszuüben, ist wegen der Corona-Pandemie seit Wochen nicht möglich. Vor einigen Tagen gab es erste Lockerungen in wenigen Sportarten. Spürt man das in der Region bereits? Und wie sieht generell die Situation der Vereine aus?

Beim Polizei-Sportverein Wengerohr (PSV) ruht der komplette Sportbetrieb. Die Vereinsführung würde sich freuen, wenn er möglichst bald – auch aus sozialen Gründen – wieder aufgenommen werden könnte, sagt Claudia Pütz. Die Geschäftsführerin des Vereins mit elf Abteilungen und einem vereinseigenen Studio wartet auf Informationen, unter welchen Vorgaben das Studio wieder öffnen darf  oder der Verein für kleine Gruppen zumindest im Outdoor-Bereich Übungen anbieten kann. Da der Verein über ein eigenes Gelände mit Terrasse und Wiese verfüge, dürfte dies aus ihrer Sicht zumindest für einen Teil der Sporttreibenden eine Option sein.

Als größte Herausforderung sieht es Pütz, den kompletten Sportbetrieb in Kleingruppen zu organisieren  – unter den derzeit bekannten, aktuellen Vorgaben. Aber wenn alle kooperativ, verantwortungsvoll und achtsam seien, „dann sind auch diese Probleme lösbar“. Eine Öffnung der Hallen für Kleingruppen würde die Lage allerdings deutlich vereinfachen.  Derzeit haben die Mitglieder lediglich die Möglichkeit, online diverse Sportprogramme zu absolvieren. Viele Kosten für vereinseigene Stätten und fünf hauptamtliche Mitarbeitern in Teilzeit laufen weiter. Der PSV mit seinen insgesamt 1900 Mitarbeitern sei derzeit „noch finanziell abgesichert“.

„Der Trainingsbetrieb musste komplett eingestellt werden“, sagt Petra Thetard, Geschäftsführerin beim Wittlicher Turnverein (WTV). „Der Schutz der Mitglieder und Übungsleiter steht an erster Stelle.“ Für den Verein mit 1100 Mitgliedern in zwölf Abteilungen vom Badminton bis zum Turnen gebe es die Möglichkeit, Outdoor-Anlagen wieder für sportliche Zwecke zu nutzen, allerdings unter hohen Auflagen. Sport sei dort nur möglich allein, zu zweit oder ausschließlich mit Menschen, die im gleichen Haushalt leben. „Da geht nur Personal Training im Verhältnis eins zu eins.“ Thetard würde es begrüßen, wenn in absehbarer Zeit Sport im Freien möglich wäre, etwa bei den Leichtathleten in Disziplinen wie Weitsprung, Hochsprung und Werfen – immer mit dem vorgeschriebenen Mindestabstand. Oder ein Fitnessprogramm mit einer begrenzten Personenzahl im Stadtpark, ebenfalls mit Abstand und zeitversetzt. Der Ausfall des Trainingsbetriebs sei für die Mitglieder eine erhebliche Einschränkung, auch wenn verschiedene Abteilungen Trainingsprogramme für Zuhause aufgestellt haben.

Besonders schwierig sei die Situation im Reha-Sport, weil diese Mitglieder wegen ihrer Vorgeschichte und oft auch ihres Alters doppelt unter die Risikogruppen fallen. Und auch mit Angeboten im Internet etwa im eigenen Youtube-Kanal (https://www.youtube.com/channel/UC0KB_Y9uf7wV2Sg2oayozhg/videos?view_as=subscriber) erreiche man sie nur schwer. Auch finanziell stehe man vor Herausforderungen. Die meisten Kosten wie Mieten und Gehälter laufen weiter, Einnahmen brechen weg. Dennoch: „Wir halten das durch. Wir haben solide gewirtschaftet. Es stellt sich nur die Frage, wie lange.“ Aber der Verein benötige auch Planungssicherheit. Im August findet traditionell das Angebot „Ferien vor Ort“ statt für 60 Kinder. Anmeldungen gebe es bereits. Aber niemand könne sagen, ob das Angebot wirklich stattfinden kann.

Der Verein für Sport, Freizeit und Gesundheit in Bernkastel-Kues zählt mit 1900 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen in der Region. Zu Beginn der Corona-Krise hat er seinen Betrieb komplett eingestellt. Geschäftsführer Dirk Zenzen erklärt, dass nach den ersten Lockerungen in dieser Woche lediglich in der Leichtathletik erste Treffen möglich sind. „Wir trainieren jetzt in Zweier-Gruppen auf dem Sportplatz am Schulzentrum. Das ist inzwischen von der Ordnungsbehörde erlaubt. Es geht dabei hauptsächlich um die Technik, die Ausdauerübungen machen die Sportler selbst,“ erzählt Zenzen. Das sei das einzige, was der Verein mit seinen 28 Abteilungen derzeit anbieten könne. „Wir haben außer Fußball viele Sportarten im Angebot, vom Baby-Schwimmen bis zum Seniorensport,“ sagt Zenzen. Auch ein Fitness-Studio betreibt der Verein, das nun auch schon seit sechs Wochen geschlossen ist. Besonders im Senioren- und Präventivsport sieht Zenzen große Probleme, die erst zeitverzögert auftreten werden: „Die Schließung wird vielen Menschen gesundheitlich schaden. Wir haben hier Herzsportgruppen, die keinen Sport mehr machen können. Denen geht der Drive verloren, sich sportlich zu betätigen und damit gesund zu halten. Es wird lange brauchen, bis das wieder anläuft.“

Gruppensport in Hallen sei momentan aus hygienischen Gründen nicht möglich, aber gerade diese Zielgruppe brauche das Erlebnis, ihren Sport in der Gruppe und mit einem Trainer zu machen. Sobald weitere Lockerungen bekannt gegeben werden, will Zenzen passgenaue Angebote machen, um möglichst schnell seine Mitglieder wieder zum Sport zu bringen.

 „Wir werden loslegen, sobald es wieder geht. Als Sportverein haben wir die Aufgabe, die Leute zu motivieren. Das wird ein schwieriger und langwieriger Prozess werden. Aber den Kopf in den Sand zu stecken macht keinen Sinn“ sagt Zenzen. Dabei müsse das Angebot neu konzipiert werden. Zenzen: „Wir müssen erkennen, dass wir so ein Virus nicht aufhalten können. Wir müssen Risikogruppen schützen, aber jeder muss auch für sich selbst verantwortlich sein.“

Beim Turnverein Morbach ist der Trainingsbetrieb weiter eingestellt, sagt der erste Vorsitzende Hansi Schuh. Auch wenn die Anlage im Morbacher Sportzentrum grundsätzlich wieder geöffnet sei, haben auch die Leichtathleten das Training noch nicht wieder aufgenommen. Bei den Auflagen würde eine Vielzahl von Übungsleitern benötigt, die in der Größenordnung nicht zur Verfügung stehen. In den anderen Abteilungen würden Hallen benötigt. Und die seien zu. „Gespräche und das gemeinsame Erleben fehlen. Schließlich ist man ja im Verein, weil man gemeinsam Sport treiben will“, sagt Schuh, Vorsitzender des Vereins mit 840 Mitgliedern. Finanziell sei die Situation lediglich in einer Abteilung schwierig, bei den Voltigierern. Denn dort würden die Kosten für die Pferde weiterlaufen, etwa für Futter und Tierarzt . Es werde derzeit geprüft, ob der Rettungsschirm für Vereine greife. Schlimmstenfalls müsse man sonst ein Pferd verkaufen.

Quelle: TRIERISCHER VOLKSFREUND